Gerald Leitinger: „Keine Schande, sondern Realität im ⚽Unterhaus“

In den letzten beiden Ausgaben des Podcasts „Fußball im Pinzgau mit Klaus Vorreiter“ wurde der aktuelle Modus in der 2. Klasse Süd heftig diskutiert.
Gerald Leitinger, Klassenobmann und sportlicher Leiter des UFC St. Martin bei Lofer, meldet sich nun mit einer klaren persönlichen Stellungnahme zu Wort.
Persönliche Stellungnahme zum Modus in der 2. Klasse Süd
von Gerald Leitinger
(Klassenobmann und Sportlicher Leiter UFC St. Martin)
In den letzten beiden Podcasts „Fußball im Pinzgau mit Klaus Vorreiter“ hat man teilweise untergriffige Bemerkungen über den Modus in der 2. Klasse Süd gehört. Unser Verein, der UFC St. Martin, wurde dabei mit-/hauptverantwortlich für die „Schande im Fußball“, „Zerstörer des Fußballs“ oder „Modus für Schlumpfhausen“ bezeichnet – von sogenannten Experten bzw. Insidern.
Da mich die Ausdrucksweise und die populistische Art dieser „Experten“ massiv stört, möchte ich darauf eingehen und unsere Sichtweise beleuchten. Genau das würde ich mir eigentlich von solchen Insidern wünschen.
Eines vorweg: Ich bin selbst kein großer Fan dieses Modus – genauso wenig wie in der Bundesliga. Aber in der aktuellen Situation ist er aus unserer Sicht der sinnvollste Weg. Warum?
Nicht wegen der weiten Wegstrecken, wie es von den Experten als einziges Argument gebracht wird. Das ist aus meiner Sicht überhaupt kein Thema. Für mich ist der Spieltag ohnehin ein Fußballtag – ob ich da ein oder zwei Stunden länger unterwegs bin oder nicht, ist an diesem Tag nicht entscheidend.
Der einzige Grund, warum der Modus im letzten Jahr von uns vorgeschlagen und mehrheitlich von den Mannschaften in der Klassensitzung beschlossen wurde, ist die Anzahl der Spiele.
Wir spielen in der niedrigsten Klasse, und dort ist die Ligagröße nicht fix vorgegeben. Es spielen einfach die Mannschaften, die von oben „übrigbleiben“. In der Saison 2024/25 waren es 16 Teams, in dieser Saison 15. Das ergibt jeweils rund 30 Termine (bei 15 Teams: 28 Spiele und 2 spielfreie Runden).
So viele Spiele werden sonst nur in der Salzburger Liga und höher bzw. im Profifußball absolviert. In der 1. Landesliga abwärts sind es maximal 26 Spiele – und selbst dort werden die Spieler teilweise fürstlich entlohnt. Bei uns in der 2. Klasse jedoch 30 Termine zu fordern, sprengt einfach den Rahmen. Die Kader sind meist kleiner und zudem spielen Teams wie Dienten oder Saalbach in der Liga, wo Anfang März schlicht noch keine Spiele möglich sind. Wie sollen da 28 Spiele und 30 Termine realistisch durchführbar sein?
Wir hatten den Modus in den Saisonen 2020/21 und 2021/22 in der 1. Klasse Süd. Da gab es fixe Spiele am Mittwoch (bei uns z. B. um 18 Uhr in Radstadt) oder auch fixe Spiele am Karsamstag und Ostermontag. Dazu kommen Spielverschiebungen usw. – unterm Strich war das einfach zu viel.
Und das dann gerade von den kleinsten Vereinen zu verlangen, ist aus unserer Sicht nicht tragbar. Deswegen ist der Play-off-Modus das geringere Übel.
Aber gerne dürfen die „Insider“ einmal einen Spielplan mit 30 Terminen vorlegen, der auch wirklich spielbar ist.
Auch eine Mannschaft einfach so „in den Norden“ zu verschieben, wie es angemerkt wurde, ist in der Praxis nicht so leicht machbar, wie man vielleicht glaubt.
Ein Argument, das ich wirklich nicht mehr hören kann, ist das der sogenannten „Ananasliga“:
Für die Mannschaften im unteren Play-off gehe es „um nichts mehr“ und das Ganze sei „sinnlos“. Ja, das klingt im Podcast gut und wirkt vielleicht auf den ersten Blick plausibel – aber:
Liebe Experten, erklärt mir bitte, worum es für die Mannschaften gehen soll, die sich nicht für das obere Play-off qualifiziert haben, wenn es eine gesamte Liga geht?
Unser Team hat als Tabellenvierter aktuell 19 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer und Aufstiegsaspiranten SG Niedernsill/Uttendorf. In einer „normalen Liga“ würde es auch da nicht mehr direkt um den Aufstieg/Meistertitel gehen. Dasselbe gilt für Mannschaften in anderen Ligen mit 20 oder mehr Punkten Rückstand. Oder für Teams in der 2. Klasse Nord A und B im hinteren Tabellenfeld – spielen die im Frühjahr um den Aufstieg oder „genau so sportlich um nichts“?
Ja, um den Abstieg geht es in der letzten Liga natürlich nicht – im Gegensatz zur 1. Klasse Süd und aufwärts. Aber trotzdem wollen wir im Frühjahr Spiele gewinnen und uns weiterentwickeln – und genau darum geht es im Fußball doch letztlich.
Ich finde in diesem Zusammenhang die Einstellung des USK Muhr vom letzten Frühjahr sehr positiv:
„So können wir um Platz 1 und die Tabellenspitze spielen – und nicht nur um Platz 7 und das Mittelfeld. Das erhöht die Motivation.“ Und heuer im Herbst haben sie es als Sieger der Ananasliga 2025 sehr gut gemacht.
Soweit meine Ausführungen zu den populistischen Aussagen einiger Insider und Experten, die mich wirklich enttäuscht haben.
Ja, ihr müsst nicht meiner Meinung sein und auch kein Fan unseres Modus werden – ich bin, wie gesagt, selbst kein glühender Befürworter. Aber 30 Termine sind ganz sicher auch keine bessere Lösung.
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass man keine Halbwahrheiten („haben keine Lust, in den Lungau zu fahren“) in die Welt setzt, sondern sich vielleicht auch einmal die andere Seite beleuchtet und dann urteilt – das wären für mich Experten und Insider.
Quelle: Gerald Leitinger UFC St. Martin